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#27 Zämestah

Eigentlich dachte ich, der Redaktor hätte sich verwählt, aber er hinterliess mir nach dem Anruf auch noch die Nachricht, ich solle doch möglichst rasch zurückrufen. Es ginge um einen Fernsehauftritt beim SRF. Bitte, was? 47 Musiker*innen und Gruppen und Ensembles aus allen möglichen Stilrichtungen sollten für die Aktion "Zäme stah" ein viertelstündiges Konzert spielen und ein Interview geben – schon eine Woche später.

 

Also stiegen wir in die Hosen und fragten unsere Nachbarn, ob wir vielleicht in den nächsten Tagen, nämlich denen, an denen die Kinder nicht fremdbetreut werden, zwei-, dreimal kurz tagsüber in Echtlautstärke spielen könnten. Alle bejahten, und wir feilten in der Folge an der optimalen Nachwuchsbeschäftigung – Badewanne: hell no!, aber thumbs up für PAW Patrol –  während wir uns etwa zwanzig Minuten warmspielten. 

 

Am Tag selber erlebten wir dann ein gut geöltes Räderwerk. Eine Person pro Aufgabe! Wer auch mal Projekte und Konzerte selber verantwortet, halt in jazzmässig kleinem Rahmen, kann kaum fassen, wie reibungslos im Leutschenbach alles abläuft. Man wird in Empfang genommen, in die Garderobe und von dort in die Maske geleitet (wo man übrigens fertig beschminkt trotzdem wieder eine Maske anziehen muss, logisch) und wenig später sitzt man an einem Flügel, umgeben von Heerscharen von Glühbirnen und eben, unzähligen Menschen mit Aufgaben. Das Spielen war schön für mich. Innig, irgendwie. Und später sprachen wir mit Musikredaktor Roman Hošek eine Weile über Musik, Familie und die Tatsache, dass der zunehmende Fokus auf das Lokale eine Chance sein könnte, auch für die Kulturschaffenden. Danach wurden wir vom netten, für uns verantwortlichen Chris beim Eingang verabschiedet, wo wir merkten, dass es schon Nachmittag war, und wir entschieden, es sei verantwortbar, mit einem panasiatischen Menü in den Zug einzusteigen.

Ein Tag jenseits aller Corona-Alltag-Ödnis also. 

 

Gestern wurden die Videos nun veröffentlicht, jeweils ein Konzert und ein Kurzporträt pro Band. 47 sind extrem viele – ich habe versucht, mich ein wenig durchzuklicken, weil es mich natürlich sehr interessiert, und auch, weil ich mich gerade nach Prokrastinieren fühlte.

 

Unglaublich, was da alles zusammengekommen ist! 

 

LANA STANIC

zum Beispiel trat im Konzert komplett mit Lautstärken bestückt auf – und schwang ebensolche später im Trio über den Kopf. 

 

ARLETTE WISMER

handkehrum stand in Tracht auf der gleichen Bühne, begleitet von Handörgeli und Geige. Sie spielte unter anderem einen Jodel ohne Worte namens "Fernweh", den sie in den letzten Tagen geschrieben hatte. Sie sei sonst eher die, die immer Heimweh habe, sagt sie im Interview. Aber in der letzten Zeit habe auch sie "das Reissen bekommen".

 

YUMI ITO

wiederum sagte im Gespräch, sie habe während Corona das Lokale entdeckt, und die Schweizer Berge. Fürs Konzert kam die Baslerin denn auch aus dem Graubünden angereist.

 

KT Gorique

sehr cool auch die Walliserin KT Gorique, die vor ein paar Jahren eine Rap-Weltmeisterschaft gewann – als jüngste aller Teilnehmenden, als erste und immer noch einzige Frau sowie als erste Schweizerin.

 

Das sind jetzt nur ein paar rausgepickte Rosinen... da gibt es noch Einiges zu entdecken! Hier der Link zu allen Konzerten und Porträts.