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Mir Senne heis luschtig

Das Lied kenne ich aus meiner Kindheit – von einer Kassette, auf der meine Cousine es voller Inbrunst sang. Beim googeln des Lieds, und der Suche nach Hintergrund zum Sennentum, bin ich ganz unerwartet auf ein Genderthema gestossen. Für die Milchverarbeitung waren nämlich früher die Frauen verantwortlich – das galt seit dem Aufkommen des Ackerbaus und mit der beginnenden Sesshaftigkeit, und bis ins Spätmittelalter. Dann nahm die Nachfrage nach haltbarem Käse zu – dem Hauptproviant für Seeleute. Da sich dieser nur in der Labkäserei herstellen lässt, und Expertise erfordert, kam der Beruf des Senns, der im Sommer das Vieh anderer Bauern hütet und Käse und Butter herstellt, zunehmend in Männerhand. In der Übergangszeit, bis ausschliesslich Männer auf der Alp waren, galten Sennen zunächst als nur halbe Männer (sie wurden zB „Milchbengel“ genannt).

 

Später waren die Sennen als Spezialisten anerkannt – und es hiess, es bringe Unglück, wenn Frauen auf der Alp seien. Vor lauter Langeweile (und anderer Emotionen) in diesen frauenlosen Sommern entstanden viele Sagen – darunter das Sennentuntschi, eine Strohpuppe, die zum Leben erwacht und sich ganz und gar nicht als Komplizin für einsame Stunden entpuppt.

 

In den anderen Alpenländern, wie in Österreich zum Beispiel, dauerte es viel länger, bis die Männer in der Sennerei Überhand nahmen.

 

Auch interessant: die Romantiker sahen die Sennen – Männer und Frauen – als frei, auch im Hinblick auf die (freie) Liebe. Scheinbar stimmte die verklärte Idee teilweise. Die strenge soziale Kontrolle der Kirche reichte schliesslich nicht ganz bis auf die Alp hinauf.

 

Um zu einer Frau zu kommen, gab es deshalb Bräuche wie den Appenzeller Sennenball. Der Senn lädt eine „Balljungfer“ zum Ball ein – heute immer noch! Leider ist es heutzutage offenbar ziemlich schwierig, Frauen zu finden, die sich zur  Balljungfer eignen, respektive, die Lust haben, sich eine Tracht zu besorgen. Zwei Sennen hätten dieses Jahr zuhause bleiben müssen, erklärt einer im Schweiz aktuell.

Mir Senne hei's lustig, mir Senne hei's guet

Hei Chäs und hei Anke, das git üs guets Bluet.

Hudria holeleia, hudria holeleia Hudria holeleia, hudria holiho.

 

Am Morge bim Mälche, am Tag uf der Weid

Wird gsunge und gjolet, es isch halt e Freud.

Hudria holeleia ...

 

Und chumm i zur Hütte, rüeft ds Bethli mir zue

Chumm hurtig my Hansli, wie lang machsch au du.

Hudria holeleia …

 

Un es Spinnrad un e Bettstatt un e gschäggeti Chue,

das git mer my Ätti, wenn i hürate tue.

Hudria...

Eine besonders hübsche Version im Solothurner Dialekt: